Liebe & Gerechtigkeit: Deutschland-Premiere eines bewegenden Beethoven Doku-Films in Bonn & Filmgespräch mit dem kanadischen Regisseur

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Kerry Candaele begab sich vor zehn Jahren auf eine Reise rund um den Globus, um das künstlerische Erbe und die andauernde Kraft von Ludwig van Beethovens Musik zu erkunden. Über diese Reise wird er in einem Filmgespräch am Samstag um 18 Uhr im neuen Leerstand als Begnungsraum in der Bonner Innenstadt berichten.

Dabei stellt Candaele seinen neuen Dokumentarfilm “Love & Justice: In the Footsteps of Beethoven’s Rebel Opera” vor, der tags darauf im REX Kino seine Europa/Deutschland-Premiere feiert.

Der kanadische Regisseur, Produzent und Autor, der in Vancouver geboren und in Kalifornien aufgewachsen ist, hat mehrere preisgekrönte Filme produziert, darunter “Wal-Mart: The High Cost of Low Price” und “Iraq For Sale”. Zudem arbeitete er mit seinem Bruder Kelly an dem Dokumentarfilm “A League of Their Own” über die Geschichte ihrer Mutter, die eine Baseballspielerin in der All-American Girls Professional Baseball League war. Diese Dokumentation wurde später in dem gleichnamigen 1992 Hollywood-Film verfilmt mit Tom Hanks, Madonna und Geena Davis in den Hauptrollen.

María Belén Espinosa Peña und Kerry Candaele am Film Set von Love & Justice (Foto: Kerry Candaele)

Sein neuester Film handelt von Beethovens einziger Oper Fidelio. Er ist der zweite Teil einer dreiteiligen Dokumentarfilmreihe, die Candaele in seinem Vortrag mit Filmausschnitten vorstellen möchte, gefolgt von einer Diskussion. Candaele wird auch bei der Matinee-Vorstellung von “Love & Justice” (87 min, OV mit deutschen Untertiteln) anwesend sein für eine anschließende Fragerunde.

“Love & Justice” folgt Candaele nach Valparaiso, Chile. Die Erzählung von “Fidelio” verwebt sich hier mit der Geschichte der Butoh-Tänzerin María Belén Espinosa Peña und ihres ermordeten Großvaters, dem chilenischen Komponisten Jorge Peña Hen. Butoh ist eine zeitgenössische japanische Tanzform, die in den späten 1950er Jahren geboren wurde. Ankoku Butoh bedeutet wörtlich “Tanz der Finsternis”.

Beethovens Befreiungsoper Fidelio mit chilenischen Musiker:innen (Foto: Kerry Candaele)

Der Film verbindet Beethovens eigene Suche nach Liebe und Gerechtigkeit mit den erschütternden, aber auch inspirierenden Geschichten derer, die von dem chilenischen Militärputsch vor 50 Jahren direkt betroffen waren, und den nachfolgenden Jahren politischen und kulturellen Unterdrückung unter der Diktatur von Augusto Pinochet.

Chile – 50 Jahre nach dem Putsch

Am 11. September 1973 wurde der demokratisch gewählte chilenische Präsident Salvador Allende durch einen Militärputsch gestürzt. Fast fünf Jahrzehnte später reist Kerry Candaele nach Chile, um einen Film über Beethovens Oper Fidelio zu drehen, die ein musikalischer Schrei nach Freiheit und Gerechtigkeit ist.

Der Komponist und Dirgent Jorge Peña Hen wurde 1973 nach dem Militärputsch in Chile hingerichtet.

Die Oper handelt von dem politischen Gefangenen Florestan, der zu Unrecht eingekerkert ist, aber schließlich von seiner Frau Leonore, als Gefängniswärter verkleidet, befreit und vor dem Tod gerettet wird.

Candaeles wirbelnde, zutiefst poetische musikalische Erzählung, verknüpft Beethovens Meisterwerk kunstfertig mit den parallelen Geschichten des inhaftierten Florestan und des ermordeten chilenischen Komponisten, Dirigenten und Musikpädagogen Jorge Peña Hen.

Letzter war der Gründer des ersten Kinder-Symphonieorchesters in Lateinamerika und lebte mit seiner Familie in der Küstenstadt La Serena im nördlichen Chile. Nach dem Putsch wurde Hen unter dem Vorwurf verhaftet, an der Beschaffung von Waffen beteiligt gewesen zu sein und diese in Instrumentenkoffern versteckt zu haben. Hen wurde am 16. Oktober 1973 durch die berüchtigte Caravan of Death, ein Todesquad der chilenischen Armee, hingerichtet.

Als Mann verkleidet, rettet Leonore ihren Mann aus dem Kerker und vor dem Tod (Foto: Kerry Candaele)

Der Film begleitet Hens Nachfahren, seine Butoh tanzende Enkelin, die ihn in ihrer Kunst wieder aufleben lassen will. Sie wird so zur Protagonistin in der site-specific Fidelio Inszenierung mit jungen chilenischen Musiker:innen und Sänger:innen und dem renommierten Folklore-Ensemble Napalé. Insziniert in einem verlassenen Pferdestall auf dem “Gefängnisberg” von Valparaiso, bezeichnete ein Rezensent den Film dennoch als “ein faszinierendes und schönes Werk”. Love & Justice ist magisch, schmerzhaft, aber letztlich menschlich und hoffnungsvoll. Ein Film für unsere unruhige Zeit.

Deep Talk – Meet the Canadian Documentary Filmmaker Kerry Candaele, hosted by Bonnections
Samstag, den 17. Februar 2024, um 18 Uhr
Leerstand als Begegnungsraum, Brüdergasse 4, 53111 Bon
n

Premiere des Beethoven Dokumentarfilms “Love & Justice”
Sonntag, den 18. Februar 2024, um 11 Uhr
REX Lichtspieltheater, Frongasse 9, 53121 Bonn

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