Make Peace with Nature: Klimakrise, Konflikt und Krieg

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“Frieden mit der Natur zu schließen, ist die entscheidende Aufgabe des 21. Jahrhunderts.” – UN-Generalsekretär António Guterres

Die Bonnections Initiative setzt die vor zwei Jahren mit lokalen Parents for Future und Artists for Future Gruppen gestartete Make Peace with Nature Veranstaltungsreihe fort. Zu den diesjährigen Bonner Friedenstagen im September laden wir wieder zu einem interkulturellen Dialog ein –kreativ, lösungsorientiert, grenz- und generations- übergreifend– über die drei planetaren Krisen unserer Zeit: die Klima-, Biodiversitäts- und Verschmutzungskrise.

“Der vom Menschen verursachte Klimawandel und der Krieg gegen die Ukraine haben dieselben Wurzeln: fossile Brennstoffe und unsere Abhängigkeit von ihnen”, sagte die ukrainische Klimaforscherin Svitlana Krakovska, als Russland vor über einem Jahr in ihr Land einmarschierte.

Die Zusammenhänge zwischen der Klimakrise, Krieg und Konflikt möchten wir in der 2023 Make Peace with Nature Edition näher beleuchten. Dabei soll der Blick speziell auf vergessene Kriege und Konflikte in der Sahelzone und den andauernden Konflikt und “Waffenfrieden” in Syrien gerichtet werden.

1.5 Degrees for Peace

Der Auftakt ist ein Special Sunday Story Hour Get-Together am 3. September (ab 17 Uhr) im Tannenbusch Haus (Oppelner Str. 69, 53119 Bonn), das ein Ort der interkulturellen Begegnung und SDG Action Space ist. In dem Hybrid-Event wird uns die preisgekrönte kanadische Filmemacherin und GenZ Aktivistin Kasha Sequoia Slavner (via Zoom) ihr neues Doku-Filmprojekt 1.5 Degrees of Peace vorstellen. In der anschließenden Diskussion werden auch Friedens- und Klima-Aktivist:innen aus Bonn und dem globalen Süden vor Ort sein.

Kashas Debütfilm, The Sunrise Storyteller, den sie im Alter von 16 Jahren gedreht und unabhängig produziert hat, wurde mit 30 Preisen ausgezeichnet und auf über 60 Filmfestivals weltweit vorgeführt. Mit ihrem zweiten Projekt möchte die junge Filmemacherin eine vereinigte globale, generationsübergreifende Bewegung für den Frieden und die Klimagerechtigkeit inspirieren.

Foto: Courtesy of Kasha Slavner

“Das Konzept … befasst sich mit der intrinsischen Verbindung zwischen Frieden und Klimagerechtigkeit und damit, wie wir Brücken zwischen diesen beiden Bewegungen bauen können. Denn, wenn wir weiterhin in Silos agieren, können wir nicht so produktiv sein, wie wir es uns für progressiven Klimaschutz wünschen”, sagte sie in einem Interview mit dem kanadischen Fernsehsender CBS im Vorfeld der COP26 Klimakonferenz in Glasgow.

Sie wies darauf hin, dass nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz 14 der 25 Länder, die als besonders anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels gelten, auch in irgendeiner Form von gewaltsamen Konflikten betroffen sind.

Corridors of Peace

Eines dieser Länder ist Tschad. Über die Lage vor Ort wird uns der afrikanischen Entwicklungshelfer und Friedensstifter Domino Francis in einem Erzählcafé am 11. September (16-18 Uhr) berichten. (Netzwerk politik:atelier e.V., Kaiser-Friedrich-Str. 13, 53113 Bonn)

Domino ist der Mitgründer und internationale Direktor des Hilfswerks Corridors of Peace – und ein mitreißender Geschichtenerzähler. Er ist gebürtig aus Liberia, versteht sich jedoch als ein Weltbürger.

Foto: Courtesy of Domino Francis

Domino wird über sein Leben und seine Arbeit als Entwicklungshelfer in Kriegs- und Konfliktgebieten (u.a. für den Jesuit Refugee Service) erzählen sowie den andauernden Konflikt im Tschad. Dort hat Corridors of Peace im Jahr 2020, unterstützt von der Rotary Foundation, ein Women Empowerment & Peacebuilding Projekt gestartet.

Krieg, Konflikt und Klimakrise in der Sahelzone 

Tschad ist ein Land, das seit Jahrzehnten unter Bürgerkrieg und blutigen Konflikten leidet. Trotz der beträchtlichen Öleinnahmen ist der Tschad eines der ärmsten Länder in der Welt. Die Gewalt wird durch den Klimawandel, Wettbewerb um Ressourcen und Naturkatastrophen verstärkt. Im August 2022 wurde nach dem Tod des autokratischen Präsidenten Idriss Déby zwar, vermittelt von Katar, ein Friedensabkommen zwischen dem Militär und Rebellengruppen unterzeichnet. “Aber das Abkommen ist sehr brüchig, und der Tschad bleibt ein Pulverfass”, so Domino.

Nach dem Bericht “Breaking the Silence: Ten humanitarian crises that didn’t make headlines in 2022”, der im Januar von Care International veröffentlicht wurde, beherbergt das Land 575.000 Flüchtlinge aus Nachbarländern, mehrheitlich aus dem Sudan. Hinzu kommen 381.000 Binnenflüchtlinge, die in Armut und in prekären Bedingungen leben, vor allem Frauen und Kinder.

“Corridors for Peace setzt sich für lebensrettenden Schutz und Hilfe für Migranten, Vertriebene und ausgegrenzte Menschen ein und fördert Lösungen für Krisen. Wir beleuchten die wirklichen Probleme und bieten den politischen Entscheidungsträgern auf lokaler und regionaler Ebene Lösungen an, die dazu beitragen, Menschen in Not nachhaltig zu helfen”, so Domino.

Nach seinem Einführungsvortrag (in englischer Sprache) möchten wir die Gesprächsrunde im Fishbowl Format mit lokalen Expert:innen für Entwicklungszusammenarbeit und Teilnehmer:innen öffnen, darunter Oyewole Oginni, Forscher and Sahel-Experte beim Bonn International Centre for Conflict Studies (BICC).

Takuya Furukawa, Educational Director of the ReDi School (für digitale Integration) für NRW und Mitglied der Rotary Action Group for Peace, wird zudem das Rotary Peace Fellowship Programm vorstellen. Dies sind Stipendien für ein Peace Studies Masterstudium oder ein berufliches Zertifizierungsprogramm an führenden Universitäten. Domino ist ein Alumnus des Fellowship-Programms.

Aktuell gibt es sechs Rotary Peace Centers um den Globus. Das neueste und erste in Afrika, an der Makerere University in Kampala, Uganda, nahm 2021 die erste Kohorte von Stipendiaten auf. Ein neues Friedenszentrum für den Nahen Osten und Nordafrika wird im Jahr 2024 eingeweiht.

Hoffnung säen trotz Krieg und Vertreibung

Der künstlerische Mittelpunkt der Make Peace with Nature Reihe ist eine Ausstellung (08.09. – 01.10.) mit Bildern des syrisch-kurdischen Künstlers Khaled Hussein im Haus Mondial (Caritas Bonn), ergänzt mit Werken von lokalen Artists for Future. Die Ausstellung zeigt zwölf Bilder von Khaled, in denen er sich eindrucksvoll und gefühlvoll mit Migration, Flucht und Heimatverlust auseinandersetzt und Hoffnung zum Ausdruck bringt auf Frieden und ein friedvolles Miteinander im Einklang mit der Natur.

Foto: Courtesy of Khaled Hussein

Khaled Hussein wurde 1985 in Aleppo geboren und hat dort Kunst, Malerei und Bildhauerei studiert. Bald nach seiner Flucht und Ankunft im hessischen Rodgau im Jahr 2015 wurde er auch hierzulande künstlerisch tätig. Er sagt: “Ich will das Dunkel färben. Ich muss zeigen: Das Leben ist nicht nur in Schwarz und Weiß. Trotz all des Leids, das ich in meinem Land erlebt habe, halte ich noch immer an hoffnungsvollen und fröhlichen Farben fest.”

Zur Vernissage am 8. September, in Anwesendheit des Künstlers, gibt es ein künstlerisches Begleitprogramm und internationales kulinarisches Buffet.

Weitere Termine:

29. Sept., 16 – 19.30 Uhr: StoryUp your Artefact, Kreativworkshop im Dialog mit den Werken von Khaled Hussein. (Kostenlose Anmeldung: mondial@cartitas-bonn.de)

Parents For Future haben die Klimamonster Kit Seite initiiert als ein Bildung für nachhaltge Entwicklung (BnE) Projekt

1. Okt., 15 – 18 Uhr: Finissage mit familienfreundlichen Aktivitäten, Mitmachkunst und dem Klimamoster Kit von Parents for Future

End Fossil Fuels – Fast Fair Forever

Letztes Jahr hat die UN-Vollversammlung das Recht “in einer sicheren, sauberen, gesunden und nachhaltigen Umwelt“ zu leben, als ein eigenständiges Menschenrecht anerkannt. 

Man müsse die drei planetaren Krisen “als ein großes Ganzes zu betrachten und gemeinsame Lösungen dafür zu entwickeln,” sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke letztes Jahr bei der UN Stockholm+50 Umweltkonferenz in Schweden. Dort hat Parents for Future Global einen offenen Brief zur Beendigung des fossilen Energiezeitalters gelauncht. Sie fordern darin die Staats- und Regierungschef auf, einen internationalen Nichtverbreitungsvertrag für fossile Energien auszuhandeln, der an den Atomwaffensperrvertrag angelehnt ist. Der Brief kann hier unterzeichnet werden. Bonn hat sich im Dezember 2021 bereits als erste Stadt Deutschlands der globalen Fossil Fuel Non-Proliferation Treaty Initiative angeschlossen.

Wie unsere Abhängigkeit von fossilen Energien jedes einzelne der 17 nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen beeinträchigt, ist in dem  “Fueling Failure” Bericht anschaulich dargelegt. Diesen werden wir mit GreenDrinks Bonn als einen Impuls vorstellen bei einem Meet-Up am 12. September zu den Bonner SDG Tagen in der 17 Zone Zone. (19 – 21 Uhr Datchi Pizzeria, Friedrichstr. 34, 53111 Bonn).

Danach möchten wir uns untereinander austauschen, wie wir die Transformation in eine fossil-freie und enkeltaugliche Zukunft und den Ausbau von Erneuerbaren Energien beschleunigen können – auf lokaler, nationaler wie globaler Ebene. 

Im Vorfeld des UN Climate Ambition Gipfeltreffens in New York (20.09.) findet am 15. September der nächste globale FFF Klimastreik (in Bonn 13 Uhr, Münsterplatz) statt. Bei der Bonner Klimastreik-Demo wird es auch einen bunten Familien- und Kinderblock geben diesmal von Parents for Future. Die weltweite September Mobilisierung to #EndFossilFuels #FastFairForever wird von einem breiten zivilgesellschaftlichen Bündnis getragen.

Die Kampagne dazu wurde in Bonn Mitte Juni gelauncht am letzten Tag der UN Klimakonferenz (SB Meetings).



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