
Doch jetzt will die pakistanische Regierung die afghanischen Flüchtlinge los werden. Eine Millionen sollen das Land noch dieses Jahr verlassen, entwurzelt und zwangsweise umgesiedelt in ein Land, in dem ein brutaler Krieg und Terror herrscht. Im vergangenen Jahr sind in Afghanistan nach UN-Angaben ingesamt 3.498 Zivilisten getötet und fast 8000 verletzt worden.
Said Nazir Afridi ist der Chefredakteur und Mitgründer des Tribal News Networks (TNN), eine Radio- und Internet News Agency in Pakistan. TNN sitzt in Peshawar, der Hauptstadt der Khyber Pakhtunkhwa Provinz im Nordwesten des Landes.
In dem Podcast Interview, das am 19. Juni beim DW Global Media Forum in Bonn geführt wurde, erläutert er die aktuelle Situation der afghanischen Flüchlinge in seiner Heimat.
Die meisten Flüchlingen sind Paschtunen wie er. Viele leben schon seit den 80er Jahren in Pakistan, sind teils dort geboren worden und haben sich eigene Existenzen aufgebaut. Sie seien von der lokalen Bevölkerung akzeptiert und in die Gesellschaft integriert, weil sie die gleiche Sprache (Paschtun) sprechen und miteinander verwandt sind.
TNN versorgt die Bevölkerung in den Federally Administrated Tribal Areas mit mobilen Nachrichten in Paschtun. Nur wenige Menschen haben dort Smart Phones und mobilen Zugang zum Internet. Teile dieser an der Grenze zu Pakistan gelegenen Stammesgebiete sind unter Kontrolle von al-Qaida und den Taliban.
Er erläutert, dass TNN kein klassischer Radiosender ist, sondern mit seinen 40 Reportern dreimal täglich 7-minütige news bulletins produziert, die von zehn lokalen Radiostationen in den Tribal Areas, Khyber Pakhtunkwa und Afghanistan ausgestrahlt werden. TNN betreibt zudem ein mehrsprachiges Online-Nachrichtenportal (Pashtu, Urdu, English). www.radiotnn.com.
Zur Förderung von weiblichen Journalisten in der konservativen Paschtun Gesellschaft hat TNN in den vergangen drei Jahren 22 Journalismus-Studentinnen ausgebildet. Al Jazeera hat kürzlich einen TV-Doku über den Sender produziert mit dem Titel “Good Morning Pakistan: Journalists Under Threats”. Der Film zeigt unter anderem, wie ein TNN Reporterin eine investigative Geschichte in einem Flüchtlingslager recherchiert.
Das Rhein-Indus Forum lädt zusammen mit Bonnections zu einem mehrsprachigen, interkulturellen Abend mit Nasira Zuberi ein. Sie ist eine prominente pakistanische Journalistin und Dichterin, die im April ihren dritten Gedichtsband veröffentlicht hat.
Neben Zuberi werden an dem Abend weitere Autoren und Gedichte in Urdu, Farsi, Arabisch und Deutsch vorgestellt. Einer der Autoren ist der syrische Dichter Mohamad Raffi. Er stammt aus Aleppo und lebt heute in Bergisch-Gladbach. Außerdem wird Prof. Dr. Aslam Syed das Rhein-Indus Forum vorstellen, dessen Gründungspräsident er ist.