Heute ist Weltflüchtlingstag. Die in Bonn ansässige UNO-Flüchtlingshilfe, der deutsche Partner des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR), hat deshalb zu einer Blogparade aufgerufen.
Nach UNHRC Angaben sind derzeit weltweit 22,5 Millionen Menschen auf der Flucht. Allein aus Afghanistan sind 2,5 Millionen geflohen vor Krieg und Terror und Hoffnung auf ein besseres, sicheres Leben.
Seit 2015 haben mehr als 260.000 Afghanen in Deutschland einen Antrag auf Asyl gestellt. Während die Anerkennungsquote von afghanischen Asylsuchenden 2015 noch bei 77,6 Prozent lag, wurden letztes Jahr 40 Prozent der Anträge abgelehnt. Seit 2015 ist die Quote um fast 30 Prozentpunkte gesunken laut Medienberichten.
Der 2016 UNHRC Bericht  für Afghanistan stellte fest, dass das ganze Land von einem innerstaatlichen bewaffneten Konflikt erfasst ist. Zwischen sicheren und unsicheren Regionen könne man “aufgrund der sich ständig ändernden Sicherheitslage” in dem Bürgerkriegsland nicht unterscheiden.
Wegen der gefährlichen Sicherheitslage fordern ProAsyl , Kirchen, Helferkreise und die Flüchtlingsräte der Länder seit Monaten einen sofortigen Abschiebestopp nach Afghanistan und eine Kehrtwende in der Entscheidungspraxis.
Nach dem Bombenanschlag in Kabul in der Nähe der deutschen Botschaft Ende Mai, bei dem mehr als 150 Menschen um Leben kamen, hat die Bundesregierung die Abschiebungen von afghanischen Flüchtlingen vorerst ausgesetzt.
Pakistan ist nach der Türkei das Land mit zur Zeit den meisten Flüchtlingen in der Welt. Nach UNHRC-Angaben leben in Pakistan 1,4 Millionen als Flüchtlinge registrierte Menschen – viele schon seit Jahrzehnten.
Said Nasir Afridi, pakistanischer Journalist und Tribal News Network Mitgründer beim DW Global Media Forum in Bonn (Foto: Sandra Prüfer)

Doch jetzt will die pakistanische Regierung die afghanischen Flüchtlinge los werden. Eine Millionen sollen das Land noch dieses Jahr verlassen, entwurzelt und zwangsweise umgesiedelt in ein Land, in dem ein brutaler Krieg und Terror herrscht. Im vergangenen Jahr sind in Afghanistan nach UN-Angaben ingesamt 3.498 Zivilisten getötet und fast 8000 verletzt worden.

Die pakistanische Regierung hat Anfang Mai die “freiwillige” Rückführung der Flüchtlingen vorrübergehend ausgesetzt wegen der verschlechterten Sicherheitslage und angespannten bilateralen Beziehungen. Zuvor gab es scharfe Kritik aus der Bevölkerung und von Menschenrechtsorganisationen.
 Human Rights Watch wirft Pakistan vor, seit Mitte 2016 fast 600.000 afghanische Flüchtlinge zur Rückkehr in ihr Heimatland gezwungen zu haben. In dem  HRW Bericht wird auch das UN-Flüchtlingswerk kritisiert. Da UNHRC jedem afghanischen Flüchtling für die Rückkehr 400 Dollar (375 Euro) anbietet, habe sich der Druck auf die Flüchtlinge erhöht.

Said Nazir Afridi ist der Chefredakteur und Mitgründer des Tribal News Networks (TNN), eine Radio- und Internet News Agency in Pakistan. TNN sitzt in Peshawar, der Hauptstadt der Khyber Pakhtunkhwa Provinz im Nordwesten des Landes.

In dem Podcast Interview, das am 19. Juni beim DW Global Media Forum in Bonn geführt wurde, erläutert er die aktuelle Situation der afghanischen Flüchlinge in seiner Heimat.

Die meisten Flüchlingen sind Paschtunen wie er. Viele leben schon seit den 80er Jahren in Pakistan, sind teils dort geboren worden und haben sich eigene Existenzen aufgebaut. Sie seien von der lokalen Bevölkerung akzeptiert und in die Gesellschaft integriert, weil sie die gleiche Sprache (Paschtun) sprechen und miteinander verwandt sind.

TNN versorgt die Bevölkerung in den Federally Administrated Tribal Areas  mit mobilen Nachrichten in Paschtun. Nur wenige Menschen haben dort Smart Phones und mobilen Zugang zum Internet.  Teile dieser an der Grenze zu  Pakistan gelegenen Stammesgebiete sind unter Kontrolle von al-Qaida und den Taliban.

Er erläutert, dass TNN kein klassischer Radiosender ist, sondern mit seinen 40 Reportern dreimal täglich 7-minütige news bulletins produziert, die von zehn lokalen Radiostationen in den Tribal Areas, Khyber Pakhtunkwa und Afghanistan ausgestrahlt werden. TNN betreibt zudem ein mehrsprachiges Online-Nachrichtenportal (Pashtu, Urdu, English). www.radiotnn.com.

Zur Förderung von weiblichen Journalisten in der konservativen Paschtun Gesellschaft hat  TNN in den vergangen drei Jahren  22 Journalismus-Studentinnen ausgebildet. Al Jazeera hat kürzlich einen TV-Doku über den Sender produziert mit dem Titel “Good Morning Pakistan: Journalists Under Threats”. Der Film zeigt unter anderem, wie ein TNN Reporterin eine investigative Geschichte in einem Flüchtlingslager recherchiert.

Wer Said Nazir Afridi persönlich kennen lernen möchte, hat dazu Gelegenheit bei einer Abendveranstaltung am 22. Juni im BonnLAB.

Das Rhein-Indus Forum lädt zusammen mit Bonnections zu einem mehrsprachigen, interkulturellen Abend mit Nasira Zuberi ein. Sie ist eine prominente pakistanische Journalistin und Dichterin, die im April ihren dritten Gedichtsband veröffentlicht hat.

Neben Zuberi werden an dem Abend weitere Autoren und Gedichte in Urdu, Farsi, Arabisch und Deutsch vorgestellt. Einer der Autoren ist der syrische Dichter Mohamad Raffi. Er stammt aus Aleppo und lebt heute in Bergisch-Gladbach. Außerdem wird Prof. Dr. Aslam Syed das Rhein-Indus Forum vorstellen, dessen Gründungspräsident er ist.

 

Stehe zusammen mit Geflüchteten in Deutschland und Pakistan und unterzeichne noch heute die #WithRefugees Petition .


 

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