Love Trumps Hate: Über 200 Teilnehmer beim Women’s March in Bonn am 21. Januar

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Nicht unser Präsident - Sister March in Bonn am 21. Januar in der Rheinaue (Foto: Sandra Prüfer)

In Bonn haben sich mehr als 200 Menschen am Samstagnachmittag mit dem “Women’s March on Washington” solidarisiert und für Frauenrechte und gesellschaftliche Vielfalt demonstriert.

Einen Tag nach der Vereidigung von Donald Trump zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten und seiner aggressiven Antrittsrede sind Hunderttausende Frauen und Männer rund um den Globus auf die Strassen gegangen, darunter auch in Bonn und sechs anderen deutschen Städten. Der Höhepunkt war der Women’s March in der US-Hauptstadt Washington mit einer geschätzten Zahl von einer halben Millionen Teilnehmern. (Siehe Foto-Stream)

Insgesamt haben sich den Organisatoren zufolge mehr als fünf Millionen Menschen an dem Women’s March on Washington und über 650 Schwester-Märschen auf allen Kontinenten, einschließlich der Antarktis, beteiligt – und damit alle Erwartungen übertroffen.

Der Bonner Sister March startete um 14.30 Uhr  in der Martin-Luther-King-Straße in der Amerikanischen Siedlung in Bonn-Plittersdorf. Bevor sich der fröhlich-bunte Protestzug mit mehrheitlich weiblichen Teilnehmern in Bewegung setzte, erinnerten die Veranstalter an das Prinzip des gewaltfreien, friedlichen Widerstands und die Worte des amerikanischen Bürgerrechtlers  Martin Luther King Jr..

Unser Leben beginnt an dem Tag zu enden, an dem wir über Dinge schweigen, die wichtig sind.”

MARTIN LUTHER KING, JR.

Die Bonner Demo wurde von einer multikulturellen Gruppe von Müttern, deren Kinder die Bonn International Schule besuchen, initiiert. Über Mundpropaganda und soziale Medien haben sie die Einladung verbreitet und hervorgehoben, dass Männer ausdrücklich willkommen sind.

“Wir demonstrieren für den Frieden, Inklusion, Vielfalt, Gleichberechtigung, Respekt und alle Menschenrechte. Jeder, der diese Werte teilt, ist willkommen. Es geht darum, dass unsere Stimmen gehört werden. Wir werden nicht still bleiben, sondern Widerstand leisten und aufstehen für das, woran wir glauben”, erklärte Sonja S., die eine US-Bürgerin ist und sich darüber freute, dass auch Männer und Deutsche dem Aufruf gefolgt waren.

Man müsse gemeinsam ein Zeichen setzen gegen den Rechtspopulismus, der leider auch in Deutschland auf dem Vormarsch ist. Trump hatte im Wahlkampf nicht nur mit frauenfeindlichen Äußerungen, sondern auch mit Ausfällen gegen Einwanderer, Flüchtlinge, Muslime und Menschen mit Behinderung für Entsetzen gesorgt. Seine nationalistische “America First” Doktrin, Pläne zum Bau einer Mauer an der mexikanischen Grenze und ablehnende Haltung zur EU und zum Pariser Klimaschutzabkommen haben international große Besorgnis ausgelöst.

Die Bonner Demo-Teilnehmer zogen mit bunten Postern und englischen Sprechchören lautstart auf dem Bürgersteig entlang der Kennedy-Allee zum Südeingang der Rheinaue. Sie skandierten zusammen Parolen wie “We are unstoppable, a better world is possible!”, “Together, united, we’ll never be divided!” und “This is what a femist look like!”. Einige auf der Ludwig-Erhard-Allee vorbeifahrende Autofahrer antworteten darauf mit begrüßendem Hupen.

In der Rheinaue angekommen stellten sich ein Duzend Teilnehmer der Menge vor und ihre persönliche Motivation, warum sie mitmarschieren und ihre Stimme erheben. Auf Wunsch einer Deutschen, die sich an die Friedensdemostration 1983 im Bonner Hofgarten erinnert fühlte, stimmten sie zusammen den berühmten “We shall overcome” Protest-Song von Joan Baez an.

Ole Tangen Jr., ein Journalist aus New Jersey, der seit 10 Jahren in Bonn lebt und mit einer Deutschen verheiratet ist, erklärte: “Ich bin ein Sohn, Ehemann und Vater einer Tochter. Ich bin auch hier, um zu sagen, wie lächerlich es ist, dass wir im Jahre 2017 noch bzw. wieder für Frauenrechte demonstrieren müssen”.

Der Wahlsieg von Donald Trump habe ihn nicht überrascht. Doch er ist hoffnungsvoll, dass Trumps Präsidentschaft von kurzer Dauer sein wird, denn das Rad der Geschichte lasse sich nicht zurückdrehen und der Widerstand gegen den 70jährigen Milliardär formiere sich in einer breiten Koalition.

“Am Ende könnte Trump, der wohl die meist polarisierende politische Figur in der jüngsten US-Geschichte ist, die amerikanische Gesellschaft durch die Opposition zu ihm mehr vereinen als jeder Präsident zuvor”, so Tangen.

Der Women’s March ist eine Graswurzel-Bewegung, die sich in nur zwei Monaten gebildet hat und aus einem Facebook Posting entstanden ist. Pläne für einen großen Protestmarsch von Frauen kursierten seit Anfang November in den sozialen Netzwerken. Teresa Shook, eine pensionierten Rechtsanwältin und Großmutter in Hawaii, hat die Idee ins Rollen gebracht. Am Abend nach Trumps überraschenden Wahlsiegs hatte sie 40 Freunden über Facebook vorgeschlagen, geballt zu seinem Amtsantritt in Washington zu demonstrieren.

Die Idee verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Am nächsten Morgen hatten bereits 10.000 geantwortet, dass sie an der Demo teilnehmen möchten. Zeitgleich hatte Bob Bland, eine junge Modedesignerin aus New York, ebenfalls zu einem Protestmarsch aufgerufen. Die beiden Frauen schlossen sich zusammen und brachten drei erfahrene Menschenrechtsaktivistinnen — Tamika D. Mallory, Carmen Perez und Linda Sarsour —  ins Team, die zusammen die Ziele und Grundsätze des „Women’s March on Washington” formulierten.

Frauenrechte sind Menschenrechte

Die Initiatorinnen betonten, dass die Großkundgebung nicht anti-Trump, sondern pro-Frauen sei. Auf dem Website heißt es: “Frauenrechte sind Menschenrechte, unabhängig von Rasse, Ethnizität, Religion, Migrationshintergrund, sexueller Identität, Geschlecht, ökonomischen Status, Alter oder Behinderung.” Die Organisatorinnen wollten Lesben, Schwule und Transpersonen, Menschen mit Behinderung, Muslime sowie alle Anhänger aller Glaubensrichtungen zusammenbringen, um „eine klare Botschaft des Widerstands und der Selbstbestimmung” zu senden.

Shepard Fairey /Amplfier Foundation

Unterstützt wurde der Frauenmarsch von namhaften Künstlern und Prominenten, darunter Madonna, Katy Perry und Scarlett Johansson. Zu den Rednern gehörten der CNN Kommentator und Politaktivist Van Jones, Filmregisseur Michael Moore und die feministische Ikone Gloria Steinem. Steinem war überwältigt von der Menschenmenge in Washington  („Ich sehe ein Meer von Menschen“) und überbrachte den Demonstranten eine Botschaft von den Berliner Sister March Organisatoren: “Wir in Berlin wissen, dass Mauern nicht funktionieren.” Steinem rief  zum Kampf gegen Ausgrenzung von Minderheiten und zur Solidarität mit Muslimen auf: “Wenn Ihr Muslime zwingt, sich zu registrieren, werden wir uns als Muslime registrieren lassen.”

Die Veranstalter kündigten an, dass der Protest am Samstag nur ein erster Schritt war. So sahen es auch die Teilnehmer des Schwestern-Marsches in Bonn. Ihre Stimmung war keineswegs niedergeschlagen, sondern kämpferisch, pro-aktiv und positiv.

Es tat ihnen gut, sich auszutauschen, über Donald Trump lustig zu machen und gegenseitig Mut zuzusprechen. Denn die Liebe ist stärker als der Hass. Deshalb riefen sie gemeinsam im Sprechchor: “Love not hate, makes this world great!”

Poster von Narya Marcille zum Women’s March on Washington am 21. Januar

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